Karthago (Carthage) Der Villenvorort von Tunis liegt an der Stelle der einstigen Hauptstadt des karthagischen Großreiches und beherbergt zahlreiche kulturhistorisch bedeutende, optisch zumeist aber weniger beeindruckende Baureste vor allem aus römischer Zeit.
Da die Ruinen der antiken Metropole jahrhundertelang als Steinbruch für das nahe Tunis dienten und weite Teile des einstigen Stadtareals neuzeitlich überbaut sind, wirkt das heutige Karthago im Vergleich zu Dougga, Sbeitla und den anderen bedeutenden tunesischen Römerstädten auf viele Besucher eher enttäuschend. Dennoch haben sich einige bemerkenswerte Baureste erhalten, und seitdem die UNESCO 1974 eine internationale Rettungsaktion »für eine der bedeutsamsten Stätten der Menschheitsgeschichte« gestartet hat, erweitert sich das Ausgrabungsgelände stetig.
Die Legende berichtet, daß Karthago 814 v. Chr. von phönizischen Siedlern unter Führung der Prinzessin Elissa (römisch: Dido) gegründet wurde. Den einheimischen Fürsten Hiarbas, der angeboten hatte, so viel Land abzutreten, wie eine Ochsenhaut umspannen könne, soll Elissa dadurch überlistet haben, daß sie die Haut in feine Streifen zerschnitt und damit das gesamte Gebiet der damaligen Halbinsel umgrenzte. Die Sage erzählt weiter, Elissa habe hernach Selbstmord begangen, um einer Heiratsforderung des Hiarbas zu entgehen. Sehr wahrscheinlich jedoch bestand hier schon viel früher ein phönizischer Handelsposten. Archäologisch ist das Alter der Stadt immerhin bis 750 v. Chr. nachgewiesen, wobei einige tiefgelegene Siedlungsschichten noch nicht erforscht werden konnten.
Der Tophet (Sanctuaire Punique) war Begräbnisplatz und heiligster Ort Karthagos, wo der Sage nach Elissa gelandet sein soll. Wie diese Stätte einst aussah, ist nicht genau zu rekonstruieren, da im Laufe der Zeit immer wieder alte Gräber - anfangs Schachtgräber, dann Urnen, später Sarkophage - zugeschüttet und durch neue überbaut wurden, so daß allmählich ein kleiner Hügel entstand. Die 1922 begonnenen und bis heute nicht abgeschlossenen Ausgrabungen haben bislang zwölf Gräberschichten entdeckt, die vom 8. Jh. v. Chr. bis in die frühchristliche Zeit reichen; dabei fand man über 1500 beschriftete und mit Reliefs verzierte Stelen sowie ca. 200 Urnen, die sich heute ausnahmslos im Bardo-Museum befinden.
Eine der Hauptsehenswürdigkeiten Karthagos sind die Antoninus Pius-Thermen (Thermes de Antonine Pius). Die in Ruinen liegende Anlage erstreckt sich über ca. 200 m entlang des Meeres. Sie entstand zwischen 146 und 162 im Gebiet eines durch Feuer zerstörten Villenviertels nach dem Vorbild der Trajans-Thermen als größte Thermenanlage außerhalb Roms (17 850 m 2 ) und wurde ihrerseits richtungsweisend für die Bäder in der Provinz. Der äußerst aufwendig mit kostbaren Materialien ausgestattete, völlig symmetrisch um einen 20 m × 50 m großen Zentralraum angeordnete Komplex - wie überall im Imperium beliebter Treffpunkt der »feinen Kreise« - überstand die arabische Eroberung beinahe unversehrt und wurde erst durch den Beni Hilal-Einfall im 11. Jh. zerstört. Erhalten blieben große Teile des Erdgeschosses, das vor allem Heiz- und Leitungssysteme sowie Personal- und Ruheräume enthielt, wohingegen das Obergeschoß mit den eigentlichen Baderäumen und der zum Meer hinunterführenden Freitreppe nicht mehr existiert. Eine wieder aufgestellte Säule, die einst das Frigidarium trug, vermittelt mit ihrer imposanten Höhe von 20 m noch ein wenig von der einstigen Großartigkeit des in der Antike weltberühmten Bauwerks.
Quelle: http://www.yahoo.de
LG NICOLE * نيكول *